GALGOMARSCH LEIPZIG 2025

Wir sind der Einladung der Organisator*innen des Galgomarsch Leipzig sehr gerne gefolgt und haben unseren Verein vorgestellt. Hier könnt Ihr den Text unserer Rede noch einmal nachlesen:

Redebeitrag Galgomarsch Leipzig

27.09.2025 – Galgos United e.V. – Redner: Christoph Richter

Die Hetzjagd mit einem Windhund dauert nur wenige Minuten. Minuten, in denen der Hase in Todesangst versucht, zu entkommen. Der Windhund jagt ihm hinterher. Er kann nicht anders. Es ist tief in seinen Genen verankert. Glücksache, ob der Gejagte diese Minuten überlebt. Doch auch der Jäger überlebt sie nur mit Glück. Bricht er sich ein Bein, enttäuscht er seinen Besitzer oder findet er nach der Jagd nicht mehr zurück, ist auch sein Schicksal besiegelt. Verletzt zum Sterben zurückgelassen, angebunden, um zu verhungern, geschlagen, getreten, verstümmelt, aufgehängt…

In Spanien beginnt die nächste Jagdsaison. Der Auftakt für eine weitere Welle an verletzten und aussortierten Jagdhunden, die auf die Tierheime zurollt.

Wir sind heute hier, um auf die Situation der spanischen Jagdhunde aufmerksam zu machen. Jedes Jahr aufs Neue erheben Menschen in Europa ihre Stimme gegen das Leid der Galgos, Podencos, Ratoneros, Setter und aller anderen Jagdhunde in Spanien. Und jedes Jahr werden wir mehr und das Bewusstsein wächst.

Doch die Situation der spanischen Jagdhunde verändert sich seit Jahrzehnten kaum. Jahr um Jahr werden sie in Massen vermehrt, Jahr um Jahr werden sie in Massen aussortiert, ausgesetzt, dem Tode überlassen.

Wie kann das sein?

Ein Grund ist, dass die Verursacher des Leids der Jagdhunde zu wenig kontrolliert werden und kaum Strafen zu befürchten haben. Und dass Tierschützer und Tierschützerinnen gegen einen übermächtigen Gegner ankämpfen müssen, der Verbindungen bis in die Politik und ins spanische Königshaus hat – die Jagdlobby.

2023 hat Spanien ein neues Tierschutzgesetz bekommen und es sah am Anfang so aus, dass sich nun endlich etwas verändern könnte.

Doch die Jagd- und Gebrauchshunde wurden doch noch ausgeschlossen und der Tierschutz damit um Jahrzehnte zurückgeworfen. Die Hunde sind nun ihren Peinigern schutzlos ausgeliefert.

Wie geht es jetzt weiter? Viele Tierschützer*innen in Spanien sind entmutigt und niedergeschlagen. Doch sie lassen die Hunde nicht im Stich. Aufgeben ist für sie keine Option, doch „immer-so-weiter“ kann auch keine Lösung sein.

Es muss sich etwas verändern. Und damit sich die Situation der Jagdhunde verändern kann, muss sich etwas in der spanischen Gesellschaft verändern. In den Städten wissen viele Spanier*innen gar nicht, dass es ein Problem mit Jagdhunden in ihrem Land gibt.

Und was leider auch ein Problem ist: aus Gleichgültigkeit, fehlender Anteilnahme und falscher Loyalität wird Tiermissbrauch gedeckt, wie das Beispiel der Kleinstadt Azuaga in der Provinz Badajoz zeigt.
Hier ist ein Mann dafür verantwortlich, dass auf seinem Grundstück 32 Hunde verhungert und bei extremer Hitze unter widrigen Bedingungen gestorben sind. Einige frei, andere angekettet oder in Boxen eingesperrt. Alle in erbärmlichem Zustand, ohne Futter, ohne Wasser. Vernachlässigt und extrem abgemagert. Die 32 Kadaver wurden von der spanischen Umweltpolizei SEPRONA entdeckt, die Guardia Civil hat Ermittlungen aufgenommen und der Fall ist öffentlich geworden.

Die Organisationen Plataforma NAC, FENPCA und die Tierschutzpartei PACMA haben vor zwei Wochen zu einem Protest auf dem Rathausplatz in Azuaga aufgerufen, um Gerechtigkeit für die 32 getöteten Hunde und die Aufnahme der Jagd- und Gebrauchshunde in das Tierschutzgesetz zu fordern. Sie erlebten eine Geisterstadt. Die Straßen leer, Geschäfte geschlossen, Gastwirte, die sie nicht bedienen wollten. Eine Kleinstadt, die einen Tiermörder aus den eigenen Reihen deckt.

Das ist kein Einzelfall. Tierschützer*innen erleben immer wieder mangelnde Unterstützung und Gleichgültigkeit seitens der Verwaltungen, Behörden oder sogar der Sicherheitskräfte. Anzeigen werden einfach nicht aufgenommen, Behörden handeln nicht, stellen sich sogar auf die Seite der Täter und normalisieren grausame Handlungen oder Todesfälle.

Das muss sich ändern!

Das Bewusstsein muss gestärkt werden, dass auch Jagd- und Gebrauchshunde fühlende Wesen sind und das es keinen Unterschied gibt zwischen ihnen und Hunden, die als Haustiere gehalten werden.

Es muss ein Umdenken stattfinden. Es muss gesellschaftlicher Druck entstehen, auch die Jagd- und Gebrauchshunde in das Tierschutzgesetz aufzunehmen. Und: Tierleid darf nicht normalisiert und gedeckt werden.

Dafür ist Aufklärungs- und Bildungsarbeit eine wichtige Säule.

Viele Tierschutzorganisationen in Spanien arbeiten bereits an einem Wandel und setzten sich für ein Umdenken ein. Sie gehen an Schulen oder laden Klassen in ihre Tierheime ein, um den Kindern zu zeigen, dass Jagdhunde keine Werkzeuge, sondern auch fühlende Wesen sind, die genauso ein Leben mit Zuwendung und Liebe verdienen. Sie lehren einen achtsamen Umgang mit Tieren und leisten wertvolle Bildungsarbeit.

Das ist der Schlüssel.

Wir fragen uns oft: können wir von Deutschland aus überhaupt etwas dazu beitragen, dass sich die Situation vor Ort ändert? Hilft es, das Problem zu lösen, wenn wir als Freiwillige in spanischen Tierheimen mit anpacken, wenn wir Hunde sichtbar machen und in sozialen Netzwerken teilen, Vermittlungsarbeit leisten, Hunden eine Pflegestelle bieten oder sie adoptieren? Wenn wir Spenden sammeln oder bei Auktionen mitmachen? Oder wenn wir mit den Galgomärschen auf die Straßen gehen und gegen das Leid der spanischen Jagdhunde protestieren?

Ja, all das hilft. Es hilft jedem einzelnen Hunden und es hilft das Problem sichtbar zu machen. Und: es stärkt den spanischen Tierschützer*innen den Rücken. Unsere Solidarität gibt ihnen Kraft, weiterzumachen.

Trotzdem haben wir uns die Frage gestellt: Können wir noch mehr tun? Wir, eine Handvoll Privatleute. Wie können wir aktiv dabei helfen, die Situation vor Ort zu ändern?

Für uns war die Antwort: mit der Gründung eines gemeinnützigen Vereins.

Mit Galgos United e.V. wollen wir den Spanier*innen dabei helfen, das Problem von innen heraus, aus der spanischen Gesellschaft zu verändern. Der Weg geht über die Bildungsarbeit im spanischen Tierschutz, denn die Hoffnung liegt in den heranwachsenden Generationen.

Wir hören Berichte, dass Enkel ihre Großväter bitten, mit der Jagd aufzuhören und ihre Hunde an Tierschützer*innen zu übergeben. Wir hören auch, dass Galgueros ihre Hunde abgeben, weil ihre Kinder oder Enkel die Jagd mit Hunden nicht fortführen wollen, sie haben kein Interesse daran. Veränderung beginnt im Kleinen. Sie hat bereits begonnen.

Mit unserem Verein Galgos United e.V. werden wir die Bildungsarbeit im spanischen Tierschutz fördern – ganz konkrete Projekte vor Ort. Da das nur mit Spendengeldern geht, sind wir auf Unterstützung angewiesen. Doch wir sind davon überzeugt, dass das der richtige Ansatz ist. Da zu fördern, wo der Grundstein für einen Wandel gelegt wird: in der Erziehung, in der Bildung, in der Aufklärung.

Und wir tun nur das. Wir fokussieren uns als Verein allein darauf, die Bildungsarbeit voranzubringen und dabei zu helfen, ein Umdenken in der spanischen Gesellschaft zu erreichen.

Damit sich die Situation für alle spanischen Jagdhunde verbessern kann, denn… Bildung verändert alles.

Danke an Elli, Ronald und die gesamte Orga vom Galgomarsch Leipzig! Ihr seid Teil der wichtigen Aufklärungsarbeit.

Danke!

Weiter
Weiter

Plataforma NAC – Azuaga